Adresse
ca. 1 km südöstlich der Altstadt (Inge-Meysel-Straße, Romy-Schneider-Straße, Marlene-Dietrich-Straße, Emi-Singerl-Straße)
Bauherr
IFG Ingolstadt AöR
Planung
Stadtplanungsamt Ingolstadt / 03 Architekten GmbH
Bilder
Stadtplanungsamt, Bayerische Landesvermessungsverwaltung, Amt für Verkehrsmanagement und Geoinformation, Stadt Ingolstadt / Rössle
Projektbeschreibung
2008 ergab sich in Ingolstadt mit der Umstrukturierung des Pionierkasernengeländes eine große Chance für ein neues innenstadtnahes Wohngebiet. Das Pioniergelände in Ingolstadt war eine klassische Konversionsfläche. Der westliche Teil der „Pionierkaserne Auf der Schanz“ stand für eine zivile Nutzung zur Verfügung. Es war der Weg frei, für 14 ha eine neue Nutzung zu entwickeln. Dies bedeutete auch, dass ein Teil einer bisher nicht zugänglichen Fläche ins Stadtgefüge eingebunden wurde.
Die Entwicklung bat die Möglichkeit, ein eigenständiges innerstädtisches Wohnquartier auszubilden. Es entstanden verdichtete Wohnformen, wodurch der Flächenverbrauch reduziert werden konnte. Die Auseinandersetzung mit einer künftigen Wohnbebauung auf dem Gelände der ehemaligen Pionierkaserne zeigte die Möglichkeiten neuer Wohntypologien für Ingolstadt auf.
Planerische Zielsetzung des Rahmenkonzeptes war die Realisierung eines eigenständigen, attraktiven Wohngebietes mit entsprechenden sozialen Infrastruktureinrichtungen sowie Handels-, Büro- und ergänzende Nutzungen an den Rändern des neuen Wohnquartiers. Im Planungsprozess kristallisierte sich folgende Nutzungsmischung heraus: die vorrangige Nutzung auf dem ehemaligen Kasernengelände war Wohnnutzung. Sie wurde auf dem Raster von 18 Wohnfeldern umgesetzt, die sich nördlich der „Grünen Mitte“ erstrecken. Die Kasernengebäude entlang der Manchinger Straße werden als Studentenwohnheime und als temporäre Appartements genutzt. Durch die Bewahrung der prägnanten Gebäudestruktur entlang der Manchinger Straße bleibt etwas von der Geschichte des Ortes erlebbar.
Städtebaulicher Leitgedanke beim Pioniergelände ist die „Europäische Stadt“ als Ort urbaner Lebensweisen, der Kommunikation ermöglicht und dabei für die Bewohner sowohl öffentliche Bereiche bereithält aber auch geschützten privaten Raum. Das Pioniergelände soll Raum für innovatives Wohnen in Ingolstadt ermöglichen. Darunter war gemeint, statt der üblichen Zeilenbauten oder Wohnblöcke im Abstandsgrün einen öffentlichen Raum zu entwickeln, der durch Baukörper gebildet wird. In dem neuen Viertel sind ablesbare Nachbarschaften und Angebote für unterschiedliche Wohnformen für eine Vielzahl von Alters- und Nutzergruppen. Dies soll die Möglichkeit zur Aneignung des neuen Stadtraums gegeben.
Südwestlich des Wohngebiets verläuft ein Grünzug, der eine wichtige wohnortnahe Freifläche darstellt. Zudem grenzt das Gebiet an den Grünzug Pommernweg. Das Wohnquartier selbst besteht aus drei Wohnfeldern. Jedes Wohnfeld soll eine große Varianz an Wohnungstypologien haben – von Stadthäusern über gestapelte Maisonetten bis zu Geschosswohnungsbau. Um die privaten Wohn- und Gartenräume der Bewohner gegenüber den Straßenräumen zu schützen, wurde jedes Wohnfeld angehoben. Rampen erlauben die barrierefreie Zugänglichkeit.
Alle Hauseingänge liegen zum Wohnhof orientiert, so dass Begegnungen ermöglicht werden. Kinderspielen soll nicht allein auf den dafür vorgesehenen Spielplätzen stattfinden, sondern besonders auch in den Wohnhöfen und in den grünen Fugen. Eine Vielfalt an Räumen steht für Kinder aber auch für alle Generationen zur Verfügung.
Die mäandrierende Erschließungsform des Straßennetzes innerhalb des Wohnquartiers soll den Durchgangsverkehr reduzieren. Für die Wohnfelder ist pro Baufeld eine Tiefgarage vorgesehen.
Ein großer Vollsortiment-Lebensmittler an der Südlichen Ringstraße, benachbart zu einem Multifunktionsgebäude mit Oldtimerausstellung, Hotel, Büros und Fitnessstudio prägen das ausgewiesene Mischgebiet. Eine 4-gruppige Kinderkrippe in einem mehrgeschossigen Wohnturm sowie ein Wohnheim der Lebenshilfe Werkstätten ergänzen die soziale Infrastruktur.
Die gestalterischen Details für das neue Wohnquartier auf der ehemaligen Kaserne wurden in einem eigens erarbeitenden Gestaltleitfaden zusammengefügt. Neben dem städtebaulichen Konzept wurden Ziele der Fassadengestaltung, Materialität und Farben sehr genau entwickelt. Es galt Gestaltqualität zu sichern und zu viel Farbigkeit zu verhindern.