Architekturführer
Bildung, Forschung und Gemeinbedarf

Lern- und Ausbildungszentrum Permoserstraße

Fassadenansicht
Lern- und Ausbildungszentrum beleuchtet
Empfangshalle
Innenhof

Adresse

Permoserstraße 84

Bauherr

Lebenshilfe Werkstätten der Region 10 GmbH

Architekt

Diezinger & Kramer, Dipl.Ing. Architekten BDA, Eichstätt

Fachplanung

Grad Ingenieurplanungen GmbH, Ingolstadt - Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Koch- Frey- Donabauer, Ingolstadt - HLS / Elektroplanung

Wolfgang Weinzierl Landschaftsarchitekten, Ingolstadt - Außenanlagen

Ingenieurbüro Reinhard O. Neubauer, Ingolstadt - Bauphysik / Akustik

Ingenieurbüro Bodo Brandenstein, Schrobenhausen - Bodengutachten

Vermessungsbüro Obermeier, Ingolstadt - Vermessung

Fertigstellung

April 2004

Fotos

Stefan Müller-Naumann, München

Projektbeschreibung

Das neue Lern- und Ausbildungszentrum der Lebenshilfe wird allseitig von heterogener Bebauung umschlossen. Sportplätze, Supermärkte, Wohn- und Gewerbebauten prägen den unmittelbaren Kontext. Das an zwei Seiten an die Permoser Strasse angrenzende Grundstück wird gekennzeichnet durch die gekrümmte Strassenführung, welche das Grundstück nach Süden abschliesst.

Diese Gegebenheiten waren schon für den städtebaulichen Entwurfsansatz im Wettbewerbsverfahren prägend. Da das Grundstück verhältnismäßig klein ist, wurde ein kompakter, zweigeschossiger Baukörper gewählt, der zusammen mit dem weit ausladenden Dach einen signifikanten „Orientierungspunkt“ in der unattraktiven Umgebung schafft. Das Gebäude ist durch seine Form und Gestaltung unverwechselbar und hebt sich bewusst von seiner unmittelbaren Umgebung ab.

Das große Dach mit seiner kräftigen Attika symbolisiert, dass „Alles-unter-einem Dach“ vereint ist: Werkstätten, Schulungsräume, Verwaltung und Kantine können auf kurzen Wegen erreicht werden, zeitraubende Wegestrecken werden vermieden.

Im Zentrum des Lern- und Ausbildungszentrums liegt der zentrale Innenhof, der als „Oase der Ruhe“ für die Auszubildenden angelegt ist. Die für die Behinderten wichtigen Ruhepausen können sowohl im Innenhof als auch auf der Sonnenterrasse der Kantine wahrgenommen werden. Ein eigener Ruheraum ist zusätzlich vorhanden. Das Gebäude ist im Inneren als Haus der Begegnung angelegt, vielfältige Wege- und Blickbeziehungen sorgen für eine abwechslungsreiche Wahrnehmung der Raumfolgen. Die Beziehung zwischen dem Innen und Aussen ist durch die „Lammellenfassade“ als transluzente Gebäudehülle gekennzeichnet. Diese übernimmt mehrere Funktionen: Sonnen-und Blendschutz, Wartungssteg, Vorhang und Blickschutz. Die Lamellen sind von innen raumabhängig steuerbar und verändern je nach Tageszeit und Sonnenstand Atmosphäre und Stimmung im Raum.

Die großzügig ausgelegte Eingangshalle dient der Kommunikation zwischen Öffentlichkeit und Lebenshilfe. Hier können verschiedene Formen der Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, wie Ausstellungen, Begegnungsveranstaltungen, Feste, größere Vorträge u. v. m.

Den eigentlichen Kern des Hauses bilden die Werkstätten die sich ringartig um den Innenhof gruppieren und die praktischen Ausbildungsbereiche der jungen Erwachsenen beinhalten. Hier findet der wichtigste Teil der Berufsbildung statt, nämlich das intensive Training der Werk- und Arbeitsabläufe wie sie später in den Produktionsstätten erforderlich sind. Ganz besonderer Bedeutung kommt der arbeitsnahen Simmulation der Werkstattausbildung zu, damit sich die Behinderten an ihren späteren Arbeitsplätzen problemlos zurechtfinden. Die Oberflächen in den Werkstätten sind „betonroh“ belassen, damit im Bedarfsfall jederzeit die Nachrüstung von Installationsleitungen auf den Wänden und Decken möglich ist.

Das innere und äussere Erscheinungsbild des Hauses wird wesentlich geprägt von der Farbe. Diese Gestaltung hat erfahrungsgemäß großen Einfluß auf die Atmosphäre und damit die emotionale Erfahrbarkeit des Hauses. Die gewählten warmen Rotfarbtöne sollen eine angenehme und wohltuende Wirkung auf die Bewohner entfalten.